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Liebe Frau Warner,

einige fehlgeschlagene Schreibversuche über meine Erfahrungen mit dem Drehschwindel und vor allem meinen Heilungserlebnissen während und mit der Tomatis-Therapie haben mir gezeigt, wie schwer es mir fällt zu berichten.
Zunächst begann alles mit dem furchtbaren Gefühl, zu einer Karussellfahrt verdammt worden zu sein, ohne die Möglichkeit, diese zu stoppen. Die Welt kreiste ohne Unterlass um mich herum. Wenn ich mich im Liegen bewegte oder herumdrehte, hatte ich den Eindruck als stürzte ich von einer hohen Klippe in einen Abgrund. Herzrasen, Panikkribbeln im ganzen Körper waren die Folge. Im Krankenhause wurde der totale Ausfall des rechten Vestibularsystems (Innenohr) diagnostiziert.

Nach einigen Wochen musste ich gerade stehen, laufen ohne zu schwanken, mühsam trainieren. Dabei wurde mir schnell bewusst, dass zudem etwas mit dem normalen Erdanziehungsgefühl nicht stimmte. Der Oberkörper segelte quasi wie ein ungeerdetes Objekt um Gegenstände und Menschen herum, manchmal auch ganz ungesteuert auf sie drauf. Die Gesetze der Schwerkraft schienen für einen Teil des Körpers nicht zu gelten. Für Außenstehende muss ich wie eine hilflose, betrunkene Person gewirkt haben.
Als ich nach vielen Wochen meine Arbeit als Beraterin wieder aufnahm, stellte ich zu meinem großen Entsetzen fest, dass ich mich kaum konzentrieren konnte. Mein Gedächtnis funktionierte vor meiner Ohrerkrankung sehr gut, jetzt musste ich mir alles aufschreiben. Jedes Gespräch musste ich protokollieren, nichts ging mehr leicht von der Hand.
Hinzu kam eine große, ständige Müdigkeit. Das ewige Konzentrieren aufs gerade, aufrechte Gehen, die ständige Selbstbeobachtung machte mich schlapp.
Eine Bekannte, die vor Jahren unter ähnlichen Problemen gelitten hatte, riet mir zum Lesen des Buches „Vom Klang des Lebens“ von Alfred A. Tomatis. Kein Ohrenarzt hatte mir zuvor gesagt, dass meine oben geschilderten Zustände ganz normale Begleiterscheinungen eines Vestibularausfalles waren.
Beim Lesen dieses Buches wurde mir zum ersten Mal deutlich, welche immense Aufgabe die Ohren im Seele-Körperkomplex des Menschen haben. Ich war schon erleichtert. In mir wuchs die Hoffnung, durch eine Horchtherapie einige meiner misslichen Zustände verbessern zu können.
Liebe Frau Warner, unser erstes Gespräch machte mir viel Mut. Sie stellten durch Ihren Hörtest fest, dass durch die Erkrankung, aber auch durch das vergangene Leben selbst, einige Ungleichgewichte in meiner Körperseele entstanden waren. Sie versprachen mir keine Heilung aber eine Verbesserung meines Zustandes. Sie warnten mich gleichzeitig, dass die Therapie selbst nicht einfach für mich werden würde.
Und so war es.
Ich zitiere aus meinem Tagebuch: „Dritter Behandlungstag – Nach der Behandlung, Gefühl, Grippe bricht aus, Knochen schmerzen, vor allem Becken und Beine. Fühlt sich an wie Muskelkater. Kopfschmerzen, zittrig. Mein Zahnfleisch tut weh. Während
der Behandlung schmerzhaften Eindruck, dass alle Zähne in den linken Teil des Mundes gedrückt werden“.
Sechster Behandlungstag: „Kopfschmerzen, nachts Bienenschwarm von hohen Tönen um den Kopf, fast rundum. Ich bin heute sehr wackelig, fast so wie kurz nach dem Vestibularausfall. Alles scheint etwas zerbrechlich.“
Elfter Tag: „Heute eine Menge Energie in mir. Es gab kurz ein heftiges Ziehen im Beckenbereich, spüre die Wirbelsäule sehr; einige Wellen vom Sonnengeflecht langsam über Magen nach unten – immer von rechts nach links. Die Zappeligkeit nimmt ab“.
Nach dem ersten Behandlungsabschnitt dauerte es etwas zwei Wochen bis ich wieder einigermaßen gerade durch die Gegend laufen konnte. Entsprechend bange sah ich der nächsten Horchperiode entgegen. Mut machte mir jedoch, dass ich einen Zuwachs bei meiner Gedächtnisleistung bemerken konnte. Ich fühlte mich wieder kommunikativer, sozial umsichtiger. Die Müdigkeit wich, in ihren sehr extremen Ausprägungen, langsam von mir.
Aus dem Tagebuch: „Auch meine innere Ruhe hat zugenommen. Bin eine Scharfdenkerin; es verrutscht nicht alles so schnell“.
Heute, ein dreiviertel Jahr nach Beginn der Behandlung, geht es mir sehr gut. Eine leichte Reaktivierung der Funktion des Innenohres ist von meinen Ohrenarzt festgestellt worden (20-25%).
Manchmal, wenn ich sehr bin müde oder überarbeitet, wackele ich wieder mehr, aber das fällt kaum ins Gewicht.
Ein wirklicher Glückstag war, als zwischen der 2. und 3. Behandlung das Gefühl der Schwerkraft plötzlich wieder da war. Dieses Glück kann ich heute noch jeden Tag feiern. So was lässt sich wohl nur verstehen, wenn diese wichtige Funktion abhandengekommen ist.
Liebe Frau Warner, vielen Dank für Ihre Hilfe. Alles Liebe

IK

PS. Meine Tochter ist auch auf einem wirklich guten Weg.
(Anm. die Tochter machte anschließend auch eine Tomatis-Therapie in meiner Praxis).
Mir fällt sehr auf, dass die Ängstlichkeiten, die depressive Zurückgenommenheit verschwunden sind. Sie ist zur Klassensprecherin gewählt worden und scheint ihren Job gut und gerne zu tun. In der Schule schlägt sie sich durch, scheint die Dinge systematischer angehen zu können. Unsere Beziehung wird wärmer und ich hoffe es gelingt, das wachsende Vertrauen zwischen uns auszubauen und weiterzuentwickeln.

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